BogodaEin kleines Juwel unter den Reisezielen bei Ella und Badulla ist die Brücke von Bogoda an dem gleichnamigen kleinen Höhlenempel. Sie ist 400 Jahre alt und gilt damit als die älteste Holzbrücke Sri Lankas und übrigens auch eine der ältesten weltweit. Ihren guten Erhaltungszustand verdankt sie außer den verwendeten widerstandsfähigen Holzsorten auch der frühen Überdachung. Diese machte aus der Brücke zusätzlich eine Schutzhütte für Pilger, ein sogenanntes Ambalama. Direkt an der Brücke liegt der Höhlentempel von Bogoda, einer der vielen Tempel der Region, der beansprucht, dem König Walagambha (Valagamba) als Exil gedient zu haben, als er, von Invasoren aus Anuradhapura vertrieben, vierzehn Jahre im Exil lebte. Ein Tunnel, der direkt am Höhlentempel von Bogoda beginnt, soll ein kilometerlanger unterirdischer Fluchtweg sein.
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Holzbrücke am Höhlentempel von Bagoda bei Badulla
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Bogoda - älteste Holzbrücke Sri Lankas
Die Bogoda-Brücke liegt acht Kilometer westlich von Badulla, man erreicht sie aber am besten, indem man Badulla erst auf der Hauptstraße in Richtung Süden verlässt, bis man nach 8 km bei Hali Ela erreicht, wo sich die Straße gabelt in die Haupt-Berglandstraße A5 über Welimada und Nuwara Eliya nach Kandy und die Straße durchs südliche Bergland A16 über Bandarawela nach Haputale. Von Ella nach Hali Ela sind es 15 Kilometer.
![]() Nahe der Hauptkreuzung in Hali Ela ist die kleine Landstraße in Richtung Norden zur Bogoda-Brücke bereits groß und deutlich ausgeschildert. Die etwa 10 km lange Strecke führt durch ein hübsches Tal mit Teeplantagen zur Ortschaft Ketawela, wo man sich erst rechts und dann gleich wieder links halten muss. Die nun immer holperiger werdende Piste führt hinab mit weiten Blicken in das Flusstal (Foto).
Bogoda - Brücke und Ambalama![]() Eine Überquerungsmöglichkeit über den kleinen Bogoda-Fluss hat es an dieser Stelle schon viele Jahrhunderte vor der heutigen hübschen gedeckten Brücke gegeben. Allerdings bestand die Vorgängerbrücke wahrscheinlich nur aus einigen über den Fluss gelegten Holzplanken. Der heutige Brückenbau von Bogoda (Foto) stammt von etwa etwa 1600, was für einen Holzbau, zumal in den Tropen, ein bemerkenswert hohes Alter ist. Die Bogoda-Brücke ist damit zweifellos die älteste erhaltene Holzbrücke Sri Lankas.
Manchmal wird von Einheimischen behauptet, dies sei die älteste vollständig erhaltene Holzkonstruktion der Welt. Aber das ist reichlich übertrieben. Die sehr imposante 67m hohe Shakya-Pagode im Tempel Yingxian Mu Ta 60 km südlich von Datong in Nordchina ist zum Beispiel noch ein Originalwerk ganz aus Holz von 1056, sie gilt als die älteste Holzpagode Chinas. Auch der gerne für Bogoda vergebene Titel „älteste erhaltene Holzbrücke der Welt“ ist unzutreffend. Die sehr viel längere und ebenfalls überdachte und reich ausgemalte Kapellbrücke, das Wahrzeichen von Luzern, ist als Wehrgang 1365 erbaut worden. Allerdings wird manchmal angegeben, die Bogoda-Brücke selbst, ohne den Dachaufbau, stamme bereits aus dem 12. Jahrhundert. Dann allerdings handelte es sich tatsächlich um einen heißen Kandidaten für den Superlativ der weltweit ältesten Holzbrücke, die noch intakt ist.
Die Legende erzählt, die heutige Brücke sei von Vater und Sohn errichtet worden, die auch den Ambalama von Panavitiya schufen. Der Vater ließ den Sohn für den Abschluss des Baus zurück, der Sohn versprach, hier auf den Vater zu warten, bis er zurück komme, um letzte Hand anzulegen. Aber als sein Werk getan war, ging der Sohn dem Vater entgegen. Doch wegen des Fluchs, den der Sohn damit auf sich zog, starb er vorzeitig. ![]() Ein Ambalama ist ein überdachter Pavillon, der in der Kandy-Zeit an Pilgerrouten eine kostenlose Übernachtungsmöglichkeit oder einen Unterstand bot, einen geschützten Rastplatz für die Reisenden. Die Brücke mit ihrem von Pfeilern getragenen Holzdach wirkt wie ein sehr lang gestrecktes Ambalama (Foto). Die Brücke erfüllt auch den ganz profanen Zweck einer Verbindung zwischen den Dörfern und wird als solche von den Anwohnern weiter genutzt.
![]() Doch die Brücke von Bogoda diente vor allem als repräsentativer Zugang zum nahen Tempel (Foto), wo die Pilger bis heute gerne Gelübde ablegen. Ein dritter Zweck des überdachten Brückenbaus war allerdings auch die Beherbergung von Pilgern, wie bei einem klassischen Ambalama. Die Funktion als Pilger-Schutzhütte ist einer der beiden Gründe für den an sich ungewöhnlichen Dachaufbau der Brücke. Der andere Grund ist ein technischer: Es galt die Holzkonstruktion vor der Witterung zu schützen. So trug das Dach sicher entscheidend dazu bei, dass die schöne Holzbrücke noch heute erhalten ist.
Im Gedichtwerk Sandesha Kavya wird die Pilgerroute von Kandy nach Badulla in einem eigenen Kapitel namens Maga Sakunu beschrieben. Eine der dort erwähnten Stationen ist Bogoda. Eine weitere Pilgerroute zwischen den Tempeln von Dowa und Mahiyangana führte ebenfalls hier entlang. Bogoda - Höhlentempel![]() Der einzige Brückenpfeiler (Foto) besteht aus zwei parallelen Holzsäulen, sie sind 11 m hoch. Sie sind inzwischen zur Sicherung des historischen Baus auf ein neues Fundament im Bachbett gesetzt. Es handelt sich um imposante Stämme des Myrobalanenbaums (Terminalia arjuna), den die Singhalesen Kumbuk nennen. Er kommt auf dem gesamten indischen Subkontinent vor und ist ein beliebtes traditionelles Bauholz.
Auch im Ayurveda findet der Kumbuk-Baum aufgrund der Gerbstoffe in der Rinde vielfache Verwendung, zum Beispiel zur Blutstillung und bei Herzerkrankungen. Die Einheimischen schätzen den in Sri Lankas Trockenzone wachsenden Myrobalanenbaum, weil er an wasserreicheren Standorten gedeiht und damit ein guter Indikator für Grundwasservorkommen beim Anlegen von Brunnen ist. ![]() Auf dem Pfeiler liegen drei riesige Querbalken von 16m Länge (Foto) aus dem sehr widerstandsfähigen Yak-Holz. Darauf liegt der Gang aus Planken, die alle von dem gleichen Baum stammen sollen. Die kleineren das Dach tragenden Holzpfeiler sind - wie bei vielen tradtionellen Ambalamas - mit Schitzereien dekoriert. Auch die Seitengeländer sind in ziemlich gutem Erhaltungszustand. Das Dach ist gedeckt mit den typischen roten Ziegeln der Kandy-Zeit, die die Einheimischen Sinhala Ulu nennen. Nägel sind bei der gesamten Konstruktion nicht verwendet worden. Sondern die Hölzer sind miteinander verzapft, wie es sich für hohe Zimmermannskunst gehört.
Bogoda - Höhlentempel![]() Die Brücke führt hinüber zur Klosterhöhle des Bogoda Rajamahavihara (Foto). Der letzter Ausdruck, der übersetzt so viel wie „Königsgroßkloster“ bedeutet, steht für solche Klöster, die von einem König gestiftet wurden. Im Falle des Bogoda-Klosters soll dies König Walagambha (Valagamba) gewesen sein, der Vattagamani Abhaya der Chroniken.
Dieser bedeutende König des ersten vorchristlichen Jahrhunderts wurde zunächst aus Anuradhapura vertrieben und hielt sich dann vierzehn Jahre lang in den Bergen versteckt, bevor er sich an die Rückeroberung der Hauptstadt machte. Viele Orte in Sri Lanka erheben den Anspruch, diese Zuflucht Walagambhas gewesen zu sein, zum Beispiel das Waldkloster Salgala im westlichen Bergland. Aber in Bogoda kennt man - wie andernorts - natürlich keinen Zweifel daran, dass es die hiesigen Höhlen waren, die dem legendären König als Quartier dienten, zumindest für zweieinhalb Jahre des langen Exils, und dass er sie nach seiner Rückgewinnung des Throns zum Kloster weihen ließ, wie seine erste Zufluchtsstätte Dambulla. Damit wäre der Bogoda Rajamahavihara eines der ältesten buddhistischen Klöster der Welt. Sogar die drei Figuren in den Höhlen sollen sich zur Zeit Walagambhas schon hier befunden haben. Das allerdings wäre sensationell, denn zwei dieser Skulpturen stellen den Buddha dar, von dem es in jener Zeit sonst noch gar keine bildlichen Darstellungen gab. Die kamen erst ein Jahrhundert später im nordindischen Gandhara auf. In den Höhlen gibt es neben dem Sitzbuddha in Samadhi-Haltung und einem großen liegenden Buddha auch noch, hinter dem letzteren, ein aus dem Fels gemeißeltes Standbild eines blaufarbigen Vishnu. Es wird nun aber etwas durch die Trennmauer verdeckt, die den Höhlenraum in zwei Kammern teilt. Die Aufnahme von gleich großen Götterbildnissen neben die Buddhastatuen ist ein Charakteristikum erst der Kandy-Zeit, also der frühen Neuzeit, als sich auch die Vishnu-Verehrung im Buddhismus zunehmend ausbreitete. ![]() Einzigartig ist der Makara-Torana über einer sitzenden Buddhafigur, nämlich wegen der frontalen Darstellung der Mäuler und Rüssel der Makaras (Foto) auf der Höhe des Kopfs des Sitzbuddha, statt seitlich von ihm.
Dass zumindest die buddhistische Nutzung der Höhlen tatsächlich in die antike Anuradhapura-Zeit zurückgeht, das belegt immerhin eine Inschrift in Brahmi-Lettern an der Traufleiste über dem Höhlenraum. Sie erwähnt einen Lokalfürsten Tissa als Stifter zugunsten eines Mönchs namens Brahmadatta. Brahmi-Lettern sind die ältesten in Sri Lanka verwendeten Buchstaben-Typen. Allerdings sind die ältesten Inschriften stets Widmungen an den „Sangha der vier Himmelrichtungen“. Dass hier eine Einzelperson der Begünstigte der Stiftung ist, legt nahe, die Inschrift am Bogoda-Höhlentempel in die ersten Jahrhunderte nach Christus zu datieren. ![]() Neben der Höhle befindet sich der Eingang zu einem Tunnel (Foto), der schwer zu erkunden ist und wahrscheinlich einige hundert Meter weit führt, aber nicht über das Areal der nahen Tudumale Teeplantage hinaus. Die Anwohner allerdings halten dies für einen 12 Meilen langen Fluchttunnel Walagambhas, der bis hinter die Berge führe. Andere wissen sogar von Tunneln bis nach Dowa, nach Kataragama oder nach Kandy. Eine Schlange soll in dem Tunnel wohnen. Und die Wände trügen wunderschöne Fresken. Man erzählt außerdem, ein Mönch sei mit einem Hund hineingestiegen, um den Gang zu erkunden. Der Hund sei zurück gekehrt, aber der Mönch ward nie wieder gesehen.
![]() Die heutigen Mönche leben nicht mehr unter den Felsüberhängen, sondern in gemauerten Bauten etwa 200 m weiter flussaufwärts. Vom Gelände des neuen Klosters bietet sich ein hervorragender Blick auf die volle Breite der Brücke (Foto).
Bogoda, Badulla Distrikt, Sri Lanka
7.008 Nord, 80.995 Ost |
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