Sita EliyaDer Sita Amman Kovil im Süden des Tals von Nuwara Eliya liegt auf halbem Weg zwischen dem Hochlanddorf Sita Eliya und den Botanischen Gärten von Hakgala. Dieser tamilische Tempel hat sich in den letzten Jahren zum meistbesuchten Pilgerziel bei indischen Reisenden entwickelt, weil geglaubt wird, dass dies die Stelle war, wo Ramas Gemahlin Sita nach ihrer Entführung durch den Dämonenkönig Lankas, Ravana, die meiste Zeit ihrer Gefangenschaft verbrachte, nämlich in einem Hain seines Palastgartens, der im indischen Nationalepos Ramayana Ashoka Vatika oder Ashoka Vana genannt wird. Es war hier, dass der Affengott Hanuman Sita nach langer Suche fand und sich mit dem Ring von Rama als dessen Gesandter identifizierte. Auch andere berühmte Episoden des Ramayana-Epos trugen sich im Aschoka Vatika zu.
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Sita Amman Kovil in Sita Eliya
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Sita Eliya - Haupt-Pilgerziel für Hindus auf dem Ramayana Trail
Sita Eliya, „Sitas Lichtung“, liegt sieben Kilometer südöstlich von Nuwara Eliya an der A5 kurz hinter dem Gregory Lake. Das Dörfchen ist benannt nach der Gemahlin Ramas aus dem indischen Nationalepos Ramayana. Dessen Höhepunkt ist Sitas Entführung durch Lankas Dämonenherrscher Ravana und ihre Befreiung durch den Helden Rama und seine Gefährten.
Sita, eine irdische Erscheinungsform der Göttin Lakshmi, ist in Indien der Inbegriff der treuen und sich aufopfernden Gattin. Denn folgte ihrem Gemahl in die Verbannung in die indischen Wälder, und in der Gefangenschaft auf Lanka hat sie sich Ravana nie hingegeben, und als sie später dennoch in den Verdacht geriet, bewies sie ihre Unschuld durch eine Feuerprobe. Am Bach, wo sich heute der Tempels befindet, soll sich Ravanas Palastgarten Ashoka Vatika befunden haben, in dem Sita gefangen gehalten wurde. An dieser Stelle, so glauben Hindus, betete Sita täglich für ihre Rettung durch Rama. Nachdem die endlich erfolgt war, stiftete sie am Ort ihres Leidens frommerweise einen Schrein, aus Dankbarkeit für die Erhörung der Bitte um Befreiung. An der Stelle dieses legendären ersten Hindu-Schreins auf der Insel Lankas erhebt sich heute ein kleiner Hindutempel, Sita Amman Kovil genannt. Er liegt direkt neben der Straße, weiter unten am Hang. Der Name Kovil besagt schon, dass es sich um einen tamilischen Tempel handelt. Die Kovils des Hochlands werden von den hinduistischen Arbeitern der Teeplantagen errichtet und unterhalten. Sie sind im schreiend bunten Stil südindischer Tempelanlagen gestaltet, vor allem die Dachaufbauten schillern in grellen Farben, hier tummeln sich die diversen Gottheiten der Hindu-Mythologie stets in besonders großen Mengen. Doch der Sita-Schrein ist von überregionaler Bedeutung. Insbesondere werden vom Tourismus-Ministerium in jüngerer Vergangenheit Projekte initiiert, die indische Pilger zu den Schauplätzen des Ramayana auf der Insel locken sollen. Ein größeres Areal um den Tempel ist für neue Pilgerunterkünfte bereits abgesteckt. Naturschützer sind Gegner des Projekts. Und fundamentalistische singhalesische Buddhisten lehnen einen Ausbau des Hindu-Heiligtum strikt ab. Sie halten - leider zu Recht - die Sita-Geschichte und ihre Lokalisierung an dieser Stelle für reine Fiktion. ![]() Hindus belegen die Authentitzität der Stelle mit dem vermehrten Vorkommen von Aschoka-Bäumen, was den Angaben des Ramayana entspreche, Sitas Gefängnis habe sich im Aschoka-Wald befunden. Außerdem seien hier vor hundert Jahren Idole ausgegraben worden, von denen eins das sonst als Verehrungsobjekt seltene Motiv der Sita darstelle. Sie sind heute in einem Nebenschrein ausgestellt (Foto).
![]() Diese dunken Stein-Idole (Foto) seien von allerhöchstem Alter und belegten damit eine lange Tradition der Verehrung Sitas an diesem Ort. (Das ist allerdings nicht das gleiche wie der Ort der Handlung selbst: Wenn es eine lange Tradition der Verehrung der Geburt Jesu, des Nazoräers, in Bethlehem gibt, heißt dies nicht, dass Bethlehem sein tatsächlicher Geburtsort war. Mit großer Sicherheit ist er in Galiläa und nicht in Judäa geboren. Das Vergleichsbeispiel sei hier erwähnt, um ein vorschnelles Schmunzeln von Christen über die Leichtgläubigkeit von Hindus angesichts dürftiger historischer Belege nicht zu selbstverständlich werden zu lassen. Auch die meisten sich aufgeklärt verstehenden Christen sind bis heute überzeugt, der Geburtsort ihres göttlichen Heilands sei Bethlehem. Diese Art Glaube unterscheidet sich von dem an Sita Eliya als Ort der Befreiung Sitas nicht im geringsten, wenn man die gleichen Maßstäbe historischer Glaubwürdigkeit anlegt.) Übrigens ist der heutige Insel-Name „Lanka“ von der Beeichnung der Heimat Ravanas im Ramayana abgeleitet. Später identifizierten indische Kaufleute die Insel vor der Südküste des Subkontinents als dieses Lanka, das südlich der Heimat Ramas in Ayodhya gelegen habe. Der Name „Lanka“ stammt also aus der indischen und nicht aus der singhalesischen Tradition. Der in historischer Zeit von Singhalesen benutzte Name für die Insel war Tambapanni, den Römern als Taprobane bekannt. Der Name „Ceylon“ hingegen ist ebenfalls fremdländischer Herkunft, er leitet sich von „Silan“ ab, wie die Chinesen und nach ihnen die Portugiesen die Insel nannten, „Silan“ seinerseits leitet sich wahrscheinlich vom nur unzulänglich nachgesprochenen Namen der Haupt-Bevölkerungsgruppe ab, eben der Singhalesen.
![]() Der Sita Amman Tempel (Foto) ist der einzige Sita geweihte Hinduschrein der Welt, heißt es. Nebentempel sind verehrteren Gottheiten gewidmet, so dem ebenfalls vergöttlichten Affen-Führer Hanuman, der Ramas wichtigster Helfer war.
![]() In dem nahen kleinen Teich und wilden Bach (Foto) soll Sita während ihrer Gefangenschaft gebadet haben. Die großen Löcher in der Felswand hinter dem Tempel werden jenem weißen Elefanten zugeschrieben, mit dem Rama seiner Sita zu Hilfe eilte. Andere wissen freilich, dass diese ungewöhnlichen kreisförmigen Vertiefungen vom Kriegselefanten Ravanas hinterlassen wurden. Man kennt unten am Bach die Stelle, wo Sita badetete, und den Stein, auf dem sie betete. Das Wasser an einer bestimmten Stelle ist außerdem ob Sitas Trauer verflucht. Es sei dort ohne Geschmack und außerdem ungenießbar. Der Legende nach soll Sita die Flucht durch einen unterirdischen Teil des Bachlaufs gelungen sein, der hier beginnt. Viele Pilger werfen zwei verschiedenfarbige Blüten, begleitet von einem Wunsch, an dieser Stelle in den Bach. Denn die Reihenfolge der Blüten nach ihrem Wiederauftauchen nach etwa 30 Metern wird ihnen darüber Auskunft geben, ob der Wunsch in Erfüllung geht.
![]() Die Tempelfassade ist dekoriert mit einer Überfülle an Götterfiguren, schreiend bunt wie in Südindien. Ebenfalls wie im südindischen Tamil Nadu sehen die Dächer aus. Der Hauptturm hat die Gestalt eines Gopuram. Gopuram heißt „Königsburg“ und meint die vielgeschossigen Tortürme über den Eingängen südindischer Tempel. Doch der Hauptturm am Sita Amman Tempel hat nur die Form eines Gopuram, nicht jedoch dessen Funktion, denn er bekrönt nicht einen Durchgang, sondern unter ihm befindet sich das Allerheiligste für Idole von Rama und Sita (Foto). Diese letztere Funktion aber hat in der indischen Tempelarchitektur der Vimana, der Entsprechung zum nordindischen Sikhara, der Vimana ist nur niedriger und abgeflachter und überhaupt unscheinbarer als die Gopurams um ihn herum.
Einen solchen typisch südindischen Vimana sieht man am Tempel von Sita Eliya ebenfalls, nämlich die flachere Haube, die den zweiten Dachturm bildet. Sie markiert hier die Stelle, unter der sich ein zweiter Schrein befindet. Weitere Nebenheiligtümer haben jeweils ihren eigenen Dachturm. Die Dachfassade, unmittelbar neben der Straße, gliedert sich entsprechend den Tortürmen in zwei Hauptabschnitte. Vor dem Hauptturm sieht man die göttliche Familie, Rama hat die blaue Farbe Vishnus, dessen Avatar er ist, zu seiner Linken sitzt Sita (rechter Rand des Fotos).
![]() Das göttliche Paar findet man vielfach auch im Innern des Tempels, als Skulpturen oder als Gemälde, stets in der allseits beliebten Farbigkeit (Foto).
Flankiert werden an der Tempelfassade die beiden Eheleute von weiteren Helden des Ramayana-Epos, von denen die bekanntesten drei Hanuman, Lakshmana und Vibhishana sind. Gut auszumachen ist in dieser Figurengruppe an seinem Gesicht Hanuman, der später vergöttlichte Heerführer des Affenvolks. Er kniet zur Rechten Ramas. Hanuman hatte Sitas Aufenenthaltsort hier nach ihrer Entführung überhaupt erst ausfindig gemacht. Weitere bekannte Helden des Ramayana sind wie erwähnt Lakshmana, der treue Bruder Ramas, sowie Vibhishana, der Bruder Ravanas; er hatte sich auf Ramas Seite geschlagen, weil er die Tat seinen Bruders Ravana, eine verheiratete Frau zu entführen missbilligte. Mit seinen Ortskenntnissen auf der Insel Lanka leistete er Rama unschätzbare Dienste. Vibhishana wurde von den alten Singhalesen als einer ihrer vier Hauptgötter angesehen, der unter den vier Weltgegenden den Westen beherrscht. Vor dem Sikhara-Turm befindet sich eine zweite Gruppe von sehr vielen weiteren knalligen Figuren. An der Schmalseite erkennt man eine eberköpfige Gestalt. Weiter links kann man noch einmal den Eber und neben ihm den Löwen sehen (Foto). Das Thema dieser Figurengruppe sind die Dasavataras, die „Zehn Avatare“ Vishnus. Rama ist einer dieser Herabkünfte des höchsten Gottes, um die Welt vor dem Verderben zu retten. Rama in Begleitung Sitas ist wieder das betont größere Hauptmotiv dieser Avatar-Figurengruppe. Ganz am Ende stehen der grünliche Parashurama mit Asketenschopf sowie der barhäuptige Buddha unter einem Sonnenschirm.
Buddha ist im Glauben vieler Hindus die neunte Inkarnationsform Vishnus, die letzte der Vergangenheit, während Kalki als zehnter Avatar erst für die Zukunft erwartet wird. (Buddha ist in machen Auflistungen der 10 Avatare durch Krischnas Bruder Balarama ersetzt ist). Die Aufnahme Buddhas unter die wichtigsten Verkörperungen des höchsten Gottes ist religionsgeschichtlich natürlich ein Element der Integration buddhistischer Religiosität in die wieder erstarkende Religion der indischen Brahmanen gewesen. Aber es ist ein typisches Beispiel des hinduistischen „Inklusivismus“. Damit ist gemeint, dass fremde religiöse Vorstellungen im Hinduismus nicht ausgegrenzt, sondern einbezogen werden - freilich mit der Kehrseite, dabei degradiert zu werden zu einer Vorform oder Nebenvariante der brahmanischen Hochreligion. Zum Beispiel so: Buddha gilt zwar als eine Form, in der Vishnu die Welt vor bösen Mächten rettete, das ehrt ihn. Aber er tat dies, indem er die schrecklichen Dämonen in Verwirrung brachte durch Irrlehren, die er predigte - was wenig schmeichelhaft ist für das Dharma, die Lehre des Buddha, die doch eigentlich neben Buddha und dem Orden Sangha eine der „drei Kostbarkeiten“ ist, zu denen gläubige Buddhisten Zuflucht nehmen, auch wenn sie keine Dämonen sind. Angemerkt muss sein, dass der Sita Amman Tempel in Kult und Erscheinungsbild zwar typisch tamilisch ist; aber völlig untypisch für Tamilentempel Sri Lankas ist, dass hier Vishnu als höchster Gott verehrt wird. Sri Lankas Tamilen sehen fast durchweg Schiva als ihren höchsten Gott an, und wenn nicht den, dann Kali oder Skanda. Vishnu hingegen wird eher von Singhalesen verehrt, in der Vorstellung vieler ist er in seinem jetzigen Leben ein derart gütiger Gott, der so günstiges Karma ansammelt, dass er bei seiner nächsten Wiedergeburt gewiss als ein Buddha auf die Erde kommen wird, nämlich als der Buddha Maitreya. Der Sita Amman Tempel ist trotzdem kein singhalesisches Wallfahrtsziel. Für indische Hindus ist er von größerer Bedeutung als für die Einwohner Sri Lankas. Für Wanderfreunde bieten sich von Sita Eliya Exkusionen zum 5km westlich gelegenen höchsten Dorf Sri Lankas an. Der Ort in 2050m Höhe heißt Shantipura, „Friedensstadt“. 2km weiter liegt der 2238m hohe Berg Kikilimana.
Sita Eliya, Nuwara Eliya Distrikt, Sri Lanka
6.934 Nord, 80.811 Ost |
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